KonfiCamps und Kirchenentwicklung

Auf der Tagung der KonfiCamp-Mitarbeitenden Ende Januar in Drübeck war ich gebeten, etwas zum Thema Kirchenentwicklung zu sagen und dies in Verbindung mit den KonfiCamps zu bringen.

KonfiCamps sind ja in vielen Gegenden der Republik ein fester Bestandteil kirchlicher Jugendarbeit:

  • Sie bringen Kinder und Jugendliche aus ganz unterschiedlichen gemeindlichen Kulturen zusammen.
  • Sie ermöglichen einen ganzheitlichen Austausch im und über das jugendliche(n) Glaubensleben.
  • Ganz unterschiedliche Glaubensbiographien teilen für einen Zeitraum x Zeit und Erfahrungen, geben sich gegenseitig Anteil, erkennen Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
  • Sie sind eine Lernwerkstatt des Glaubens und der Kirche in einem bestimmten biographischen Zeitfenster.
KonfiCamp des Kirchenkreises Oderland-Spree in Rauenstein/Thüringen 2016.

Was heißt das für die Kirchenentwicklung?

Auch die KonfiCamps fragen die bestehende Kirche an, wie sie mit ihrer Gestalt lebendig und relevant sein kann. Welche Formen, Angebote, Initiativen passen zu den Generationen, zu den Gemeinden, in die Regionen?

KonfiCamps verbinden die Wenigen zu einer großen Gruppe.

KonfiCamps verbinden in manchen Gegenden die wenigen in den Orten zu einer großen Gruppe in der Region. KonfiCamps können dabei helfen, die eine bisherige Kirchengestalt in eine neue Kirchengestalt „hinüber zu gestalten“. Sie zeigen eine Mischung aus Kontinuität und anderen Formen.

Kirchengestalten: Sara und Isaak

Paul Zulehner, der Wiener Pastoraltheologe, hat auf einer Tagung des früheren EKD-Zentrums für Mission in der Region (kurz: ZMiR) im Herbst 2017 das Bild von der vergehenden Sara-Kirchengestalt und der noch werdenden bzw. im Werden begriffenen Isaak-Kirchengestalt aufgemacht. Für ihn gibt es eine Kontinuität zwischen dem Alten und dem Neuen.

Das Alte kann nicht vergehen, bevor das Neue nicht geboren ist.

Kirche, die Spaß macht

Die KonfiCamps zeigen auf, dass Glauben und Kirche nach wie vor relevant, also wichtig sein können und Spaß machen und Bedeutung haben für nachkommende Generationen. Aber sie tun dies anders als in einer parochialen Form.

Sie vernetzen die Interessierten einer Region – deren Größe dabei eher nachrangig ist und deren Organisationsstruktur auch – und ermöglichen Gemeinschaft, Erfahrung, Stärkung.

Diese Lebendigkeit lockert die parochiale Stagnation auf und kann zeigen, dass es möglich ist, zu bestimmten Zeiten an einem bestimmten Ort zusammenzukommen und trotzdem eine Heimstatt zu haben in der Kirchengemeinde des Wohnortes.

Die erlebte Gemeinschaft über lokale Grenzen hinweg lässt Kirche verstärkt wieder das werden, was sie sein soll: die Gemeinschaft der Geheiligten und Geliebten unabhängig von lokalen Anbindungen.

Jugendliche haben die Chance, wichtige und prägende Erfahrungen von Gemeinschaft mit christlichem Anspruch als kreativ und sinngebend zu erleben.

Die Highlights der KonfiCamps 2019 in der Lutherstadt Wittenberg.
KonfiCamps sind eine Lernwerkstatt der Kirche in Gegenwart und Zukunft.

KonfiCamps als neue Gemeindeform

Der von midi 2019 herausgegebene Atlas neue Gemeindeformen bietet eine Blaupause dafür, die vielen verschiedenen Sozialformen von kirchlicher Vergemeinschaftung als Ausdruck der ekklesialen Vielfalt zur Kenntnis zu nehmen und zu würdigen.

Die KonfiCamps sind in dieser Vielfalt Orte, in denen sich Jugendliche zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer dieser Gemeindeformen zusammenfinden – einer Art Gemeinde auf Zeit.

Betrachtet man die Parochie als Sozialraum, so spricht die örtliche Kirchengemeinde mit ihrem kirchlichen Leben und ihren dazugehörenden Angeboten nur einen Teil der Menschen an, die zur Parochie zählen. Gemeinde-/Sozialformen tragen mit ihren Angeboten nachweislich dazu bei, dass sich Menschen in der Parochie beheimaten, die dort sonst nicht zu finden wären. Die Initiativen wirken quasi sozialraumorientiert in den parochialen Raum.“ (Atlas, S. 39)

KonfiCamps als Gewinn für die Ortsgemeinden

Die Wirkung der KonfiCamps bei den Kindern und Jugendlichen kann die örtliche Kirchengemeinde beleben – so diese neugierig ist und die KonfiCamper bewusst anspricht und von ihren Erlebnissen und Erfahrungen wissen will.

KonfiCamps haben ihre Qualität gerade darin, dass sie nicht nach den Strukturgrenzen einer Parochie fragen, sondern interessen- bzw. lebensweltlich geleitet sind. Sie bilden eine regiolokale Form einer christlichen Sozialform auf Zeit.

Die mögliche gewinnbringende Rückwirkung in die parochialen Gemeinden könnte sein, dass Kooperationen nach Interesse, biographischen Themen und anderen personenorientierten Perspektiven dazu führen, die Kirche zu einer wesentlichen Existenzfrage zurückzuführen: Was willst Du, dass ich Dir tue? Was brauchst Du jetzt für Dein Leben?

Vielleicht lösen KonfiCamps in einigen Gegenden den Konfirmandenunterricht ab.

Und vielleicht lösen KonfiCamps ja in einigen Gegenden den wöchentlichen oder monatlichen Konfirmandenunterricht ab, weil deutlich wird, dass aufgrund der unterschiedlichen schulischen oder zeitlichen Möglichkeiten weder das eine noch das andere Modell greift – aber eventuell auch nicht aus Attraktivitätsgründen.

Es kann ja sein, dass die bewusste Beschäftigung mit Fragen des Glaubens und das bewusste Gemeinschaftserleben als glaubende Gemeinde auch – neben anderem – noch einen anderen Rhythmus braucht als den wöchentlichen oder den monatlichen.

Dabei könnte das Beispiel KonfiCamp ja eine Blaupause sein und Lust dazu machen, auch in anderen Zeiträumen und Angebotsformaten zu denken. Jedenfalls sind die KonfiCamps wie alle Erprobungsräume oder manch andere Form im Raum der ekklesialen Vielfalt Teil der Lernwerkstatt Kirche.