Wie wird Kirchenvorstandsarbeit für junge Menschen attraktiv?

Von Louisa Gallander

Interview

Ina Wittmeier ist Referentin der Ehrenamtsakademie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Sie hat an der Publikation „Zur Zukunft der Kirchenvorstandsarbeit in der EKD“ mitgearbeitet.

Hallo Ina! Was sind die drei größten Herausforderungen für Kirchenvorstände in der Zukunft?

Ina: Kirchenvorstände stehen wie andere Ehrenamtliche auch vor der Herausforderung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Privatem und dem Engagement. Für leitende Ehrenamtliche in (Kirchen-)Vorständen steigt zudem die Verantwortung. Die Kirchen müssen dem gesamtgesellschaftlichen Trend der Säkularisierung begegnen. Das ist eine Herausforderung für die Kirchenvorstände. Sie müssen dazu Entscheidungen treffen und diese kommunizieren.

Wie wird Kirchenvorstandsarbeit für junge Menschen attraktiv?

Ina: Junge Menschen können in Kirchenvorständen Leitungserfahrung sammeln und so wichtige Kompetenzen für ihre Zukunft erlangen. Attraktiv wird das, wenn die Aufgaben und Erwartungen klar sind und auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt sind. Effiziente Prozesse und gute Sitzungsmoderation sind zudem wichtige Bausteine.

Welche Ressourcen braucht es für die Begleitung und Qualifizierung von Kirchenvorstandsmitgliedern?

Ina: Für eine gute Begleitung und Qualifizierung braucht es vor allem die Haltung des Vertrauens in die Kompetenz der Ehrenamtlichen. Da muss niemand ihnen etwas zutrauen, sie sind sprachfähig und bringen viel Wissen und ihre eigene Spiritualität mit. Das muss Raum bekommen. Zudem braucht es gute Rahmenbedingungen: dazu gehören gute personelle Ausstattungen in den Landeskirchen und auf Gemeindeebene, Entlastung von Verwaltung, Oasenzeiten und gute Beratungs- und Bildungsangebote – online / offline, synchron und asynchron.

Was ist im Umgang mit extremistischen Positionen wichtig – etwa in Bezug auf AfD-Kandidaten, die auch Mitglied in kirchlichen Leitungsgremien sind? 

Ina: Einige Landeskirchen haben aufgrund von negativen Erfahrungen und gesellschaftlichen Trends hierzu Handreichungen herausgegeben und rechtliche Regelungen getroffen. Wichtig ist eine klare Haltung gegen menschenverachtende Diskriminierung. Wenn diese nach innen und außen auch kommuniziert wird, ist Kirche für Menschen mit gegenstreitenden Meinungen unattraktiv.

Wie kann man Gemeindemitglieder mobilisieren, an der Kirchenvorstandswahl teilzunehmen?

Ina: Neben einer guten Nachwuchsförderung braucht es eine zielgruppenadäquate Ansprache in entsprechenden Medien, Sprachwelten und (digitalen) Engagementbörsen. In Kirchenvorständen kann man etwas bewegen und übernimmt Leitungsverantwortung, das kostet auch Zeit. Die Aufgaben und der Umfang sollten klar und ehrlich kommuniziert werden, damit sich Menschen zur Kandidatur bereit erklären und die Wahlentscheidung gut getroffen werden kann.

Danke für das Gespräch!

Bild: Photographie Meike Dietz