Maria und Josef im Baumarkt
Pop-Up-Church mit vorweihnachtlichem Krippenbau
Eckernförde – Der Sonnabend vor dem Vierten Advent 2019. Es ist viel los im Hagebaumarkt Siemsen in Eckernförde. Die Menschen kaufen ein, kaufen Weihnachtsbäume, Baumschmuck und so allerlei für die Heimwerkerei. Am Ende, direkt hinter den Kassen, werden sie konfrontiert mit einer Szene.
Eine Frau sitzt auf einem Schemel, sie ist hochschwanger. Daneben ihr Mann, der in Zimmermannskluft Holz zusägt. Könnten das nicht? Sind das vielleicht? Ja, es sollen Maria und Josef sein, die sich hier im Baumarkt niedergelassen haben. Josef baut die Krippe. Hinter ihnen stehen Ochs und Esel, es gibt Fladenbrot und Orangen.
„Maria und Josef im Baumarkt“ ist die erste Aktion des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde im Rahmen der Pop-Up-Church – Kirche bei Gelegenheit. Sie wurde organisiert vom Zentrum für Kirchliche Dienste (ZeKiD).
„In einer Zeit, in der immer weniger Menschen die christlichen Feste, die dazugehörigen biblischen Geschichten und Traditionen kennen, kommt die Kirche mit ihren Geschichten an die Orte, an denen die Menschen sind“, fasst Pastor Lars Klehn die Idee dahinter zusammen.
Biblische Verheißungen im Baumarkt
Normalerweise ist Lars Klehn Pastor für Personal- und Gemeindeentwicklung im Kirchenkreis, hier im Baumarkt gibt er für drei Stunden den Josef. Tourismuspastorin Brigitte Gottuk mimt die hochschwangere Maria. Beide bleiben drei Stunden lang in ihren Rollen. Sie erzählen von der Zeit vor der Geburt, der beschwerlichen Reise und den biblischen Verheißungen. Maria zitiert das Magnifikat oder sie erinnert sich an den Besuch bei ihrer Cousine Elisabeth.
Weihnachten? Damit können sie nichts anfangen.
Wünscht ihnen ein Kunde ein frohes Weihnachtsfest, dann fragt Maria laut und für alle vernehmbar: Was ist denn eigentlich Weihnachten.
Ihr Abschiedsgruß lautet: „Gottes Schalom sei mit Ihnen.“
Sind Sie auch wegen der Volkszählung hier?
Und wenn die Kundinnen und Kunden den Markt betreten, fragt Maria sie, ob sie auch alle wegen der Volkszählung hier seien. Kaiser Augustus habe dies schließlich angeordnet. Einige steigen ein, die meisten gehen jedoch ohne sichtbare Reaktion vorbei.
Deutlich wird: Das improvisierte Schauspiel von Pastorin und Pastor kommt an. Böse Worte fallen nicht, viele bleiben stehen, schauen einmal, zweimal hin, lächeln und gehen dann ihres Weges.
Zwei Frauen sind sogar so sehr um das Wohl von Maria und Josef besorgt, dass sie Kekse und Getränke als Gabe bringen. Andere stellen Fragen: „Wo kommen Sie her?“ oder „Was machen Sie hier?“ Die Antworten sind nicht aus dieser, sondern aus vergangenen Zeiten.
Josef, der Heimwerker
Josef kniet neben seiner Frau, sägt das Holz zu. Dafür nutzt Klehn eine Stichsäge, auch ansonsten ist das Werkzeug auf neuestem Stand. Darauf angesprochen sagt er, das Werkszeug sei schon hier gewesen, sein eigenes habe er nicht mitnehmen können. Maria gegenüber versichert er immer wieder, dass die Krippe rechtzeitig fertig wird. „Als Zimmermann will ich für mein erstes Kind die Wiege natürlich selbst bauen“, sagt er.
Auch als die Presse kommt, bleiben Klehn und Gottuk in ihren Rollen, die beiden lokalen Zeitungsreporter freuen sich über die Aktion, machen Fotos, sprechen mit Kundinnen und Kunden. Und zur Erläuterung mit dem anwesenden Pressereferenten des Kirchenkreises.
Nach drei Stunden steht die Krippe
Nach drei Stunden ist es geschafft, die Krippe steht. Marktleiter Stefan Lehrke, Pastorin und Pastor freuen sich über eine rundherum gelungene Aktion. „Es hat richtig Spaß gemacht“, sagt Klehn, die biblische Welt mit der Lebenswelt der Menschen von heute zu verbinden …
So erreichen wir die, für die die Schwelle „Gottesdienst“ schon zu hoch ist.
Pop Up Church in Hamburg
Vorbild dieser sowie weiterer geplanter Aktionen ist die Pop Up Church in Hamburg. Sie wurde von Vikarinnen und Vikaren der Nordkirche ins Leben gerufen. Emilia Handke von der Stelle „Kirche im Dialog“ der Nordkirche hat die Aktionen dem Team des ZeKiDs vorgestellt und dabei die Phantasie der Mitarbeitenden angeregt.
Pop Up Church bedeutet für die Hamburger, dass sie mit ihren Aktionen an Orten auftauchen, wo sie mit Menschen ins Gespräch kommen, die sonst wenig bis keinen Kontakt zur Kirche haben.
Die Pop Up Church stand mit der Weihnachtsgeschichte auf dem Weihnachtsmarkt oder verteilte Segen auf dem Christopher Street Day in Hamburg. Ende 2019 machten junge Pastorinnen am Hauptbahnhof auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam und sammelten (Vor-)Namen von Betroffenen, für die sie dann in ihren Gottesdiensten beteten.
Pop-Up-Church auf der Hochzeitsmesse
Im ZeKiD werden noch weitere Aktionen geplant, die durch die Gespräche mit Emilia Handke angeregt worden sind. So standen einige Mitarbeitende und Pastoren Anfang Januar 2020 auf einer regionalen Hochzeitsmesse und haben dort für kirchliche Trauungen geworben – auch am ungewöhnlichen Ort der Schäferwagenkirche in Eckernförde.
Zu weiteren kirchlichen Festen soll es Schauspiel-Aktionen wie Maria und Josef im Baumarkt geben, zudem wollen die Mitarbeitenden beim größten Volksfest in Rendsburg mit dabei sein und den Besucherinnen und Besuchern den Segen spenden.
Unterstützt werden die Aktionen im Rahmen der Pop-Up-Church von den Pröpsten des Kirchenkreises. Die benötigten finanziellen Mittel sollen größtenteils über den Innovationsfonds des Kirchenkreises eingeworben werden.
Der Artikel ist zuvor in Teilen auf der Webseite des Kirchenkreises erschienen.
Titelbild: Helge Buttkereit