Frozen – Kirche Kunterbunt

Eine Kirche Kunterbunt zu einem Walt Disney-Film

Ich gestehe es zu meiner Schande: Ich kannte „Frozen – die Eiskönigin“ gar nicht. Dabei ist dies weltweit der bisher erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten. Aber meine Frau und ich sind längst aus der Kinderphase heraus.

Eine Lektion in Sachen „Lebenswelten“ war es deshalb für mich, als ich die verkleideten Eisköniginnen Anfang Februar am Eingang unseres Gemeindehauses sah. Nicht wenige Kinder gingen fast völlig auf in der Geschichte von Elsa und Anna. Und Frozen 2 war ja gerade erst in den Kinos gewesen. Aber der Reihe nach.

Ein neuer Aufbruch für einen kleinen Ort

In unserem 1500 Einwohner-Ort haben wir Ostern 2019 mit Kirche Kunterbunt begonnen. Das Gemeindeleben ist sonst nicht sehr üppig, aber mit dieser neuen Form von Kirche machten wir beste Erfahrungen, auch wenn es natürlich Mühe kostet ein Team zu finden. Kirche Kunterbunt fühlt sich wie ein neuer Aufbruch an.

Viele kommen, die sonst kaum in Kirche und Gemeindehaus zu finden sind.

Nun wollten wir es nach sieben biblischen Themen mal mit einem Kinofilm versuchen. Man muss wissen: Kirche Kunterbunt ist kein Kinderprogramm, sondern spricht Fünf- bis Zwölfjährige und ihre erwachsenen Bezugspersonen an – Patentante, Vati, Oma, oder wer auch immer mitkommt.

Vom ersten Moment der Begrüßung an ist alles auf das Miteinander der Generationen ausgelegt, auch die Aktiv-Stationen (Basteln, Sport, Experimente, Quiz, Medien) und die interaktive Feier-Zeit. Und natürlich das gemeinsame Essen.

Unter dem Label „Messy Church“ gibt es im englischen Sprachraum schon über 5000 solcher Initiativen. Kirche Kunterbunt ist die deutsche Version – und zieht auch hier inzwischen größere Kreise.

Noch gibt es freilich nicht allzu viele Entwürfe auf Deutsch. Und die meisten drehen sich um biblische Themen. Deshalb beschlossen wir im bundesweiten Kirche Kunterbunt-Projekt: Wir übersetzen mal einen Entwurf zu einem Walt Disney-Film. Und dann wollten wir „Frozen“ natürlich auch vor Ort ausprobieren.

Olaf aus Marshmellows und Fotos zu Geschwister-Rivalität

60 Kinder und Erwachsene kamen, sicher auch vom Thema angezogen, in unser kleines Gemeindehaus. Das kam mal wieder an seine Grenzen. Zum Pasta kochen müssen wir eine geliehene Elektro-Kochplatte jedes Mal aus dem Keller holen und Starkstrom legen.

Kirche Kunterbunt läuft bei uns einmal im Monat meist samstags von 17 bis 19:30 Uhr. Und dieser Samstag war nochmals ein Lehrstück im Blick auf „Kultur und Evangelium“.

Kirche Kunterbunt unter dem Motto „Frozen“: Für die Dekoration sorgten die Kinder selbst. Bild: Reinhold Krebs

Schon am Eingang gab es Namens-Aufkleber für Große und Kleine in Eiskristall-Form. Die erste Stunde dann die üblichen 8-10 Aktiv-Stationen, die immer von Kindern und Erwachsenen gemeinsam für 10-15 Minuten besucht werden.

Ich baute an einer Stelltafel die Schneerutsche für Olaf, Christopher und Freunde nach: Halbierte Poster-Verpackungen und übrig gebliebene Plastik-Röhren, alles mit Tape an einer Stellwand fixiert. Diese selbst gebaute Murmelbahn war eine Herausforderung vor allem für Jungs und Väter.

Daneben gab es ein Fotostudio zu Emotionen, die in der Geschichte vorkommen – Angst, Zorn, Eifersucht, sich versöhnen. Natürlich mit viel Verkleidungsmaterial. Die Bilder wurden in der anschließenden Feier-Zeit eingeblendet.

Im Jugendraum unten tobte eine Schneeballschlacht mit Schneebällen aus Papier. An anderen Aktiv-Stationen wurden originelle Olaf-Schneemänner mit Marshmellows gebaut oder Verfärbungen an Eisblöcken studiert. Aus einer Fotokartei konnten in einer Ecke Kinder und Erwachsene ein Bild zum Thema Geschwister auswählen und mit einem Post it-Kommentar versehen.

Wahre Schwesterliebe hat das Herz aufgetaut ...

Die halbstündige Feier-Zeit startete mit einem Kinderlied und dem Seifenblasen-Gebet, das schon zum Ritual wurde. Dazu treten alle in eine imaginäre 2 Meter große Seifenblase und kommen zur Ruhe. Sie blicken zu Boden und legen vor Gott ab, was sie beschwert. Dann heben sie den Blick und sagen Gott Danke für die guten Dinge in ihrem Leben.

Zwischendrin wurde die Kugelbahn bzw. Schneerutsche vorgeführt, die Bilder samt Kommentaren zum Thema „Geschwister“ gezeigt, auch die Ergebnisse aus dem Foto-Studio. Und es gab kurze Filmsequenzen, etwa zum Thema „Die Angst ist Elsa´s größter Feind.“ Als Antwort darauf folgte der Taizé-Song „Christus, dein Licht, verklärt unsere Schatten ...“

Der Schluss des Films stand unter dem Motto: Wahre Liebe schmilzt das Eis. Alle sprachen laut mehrmals einen Satz aus dem Film nach:

Wahre Schwesterliebe hat das Herz aufgetaut.

Solche herzerwärmende Liebe kann Gott auch uns schenken. Dann wird ein Neuanfang möglich. Der Brückenschlag zu 1. Johannes 4,7 lag nahe: „Die Liebe ist aus Gott – und jeder, der liebt stammt von Gott und erkennt Gott“

Beim anschließenden Pasta-Essen gab es, wie immer, viel Soße und viele Gespräche. Auch einige der Olafs wurden als Nachtisch verspeist.

Fazit

Fünf Dutzend Kinder und Erwachsene waren gekommen, nicht wenige durch das Thema angezogen. Kirche Kunterbunt ist eine faszinierende Möglichkeit, junge Familien zu erreichen und in ein ganzheitlich-geistliches Erlebnis einzubinden. Und es lohnt sich dabei immer wieder, die Eisköniginnen lassen grüßen, tief in die Lebenswelt von Kindern einzutauchen. Auch wenn das nicht die eigene ist.

Material

  • Den Praxis- und Themenentwurf „Völlig unverfroren“ können Sie hier herunterladen. Der Entwurf gibt Einblick, wie eine Frozen-Kirche Kunterbunt thematisch aufgebaut sein kann.

Titelbild: Reinhold Krebs